Convenience Campus Stilwandel
Quelle Sprit+ 1./2.2019 Autorin Annika Beyer
Die Tankstellenbetreiber müssen sich im Convenience-Geschäft mehr anstrengen, um gegen die zunehmende Konkurrenz aus Bäckereien und Supermarkt bestehen zu können. Wie das aussehen könnte, erfuhr die Branche auf dem dritten Convenience Campus.
Es war schon beeindruckend, was die Teilnehmer des Convenience Campus vom Shoplieferant MCS unter dem Motto „Handel ist Wandel“ Ende November zu sehen bekamen: von kleinen Robotern, die das Essen selbständig auf der Straße zum Kunden liefern, über Drohnen als Paketboten der Zukunft bis hin zu ganzen Mini-Supermärkten auf Rädern, die in Eigenregie von einem Ort zum nächsten rollen. Und während in Deutschland das Bargeld noch immer das wichtigste Bezahlmittel bleibt, scannen in anderen Ländern die Kunden ihre Ware mit dem Handy selbst und begleichen die Summe automatisch per Fingertipp – langes Warten in der Kassenschlange adé. Oder eine Kamera filmt beim Verlassen des Shops die Ware in den Händen des Kunden und rechnet automatisch den Einkauf ab.
Um die Kunden in den Shop zu locken und Umsätze zu steigern, werden die Konzepte immer ausgefallener, vernetzter und vor allem digitaler.
Was in manchen Ländern, insbesondere im asiatischen und nordamerikanischen Raum, bereits im Einsatz ist, lässt die Convenience-Branche hierzulande ziemlich altbacken wirken. Das mag an dem weniger experimentierfreudigen Verhalten der deutschen Konsumenten liegen, die beispielsweise alternative Bezahlmethoden nach wie vor eher zurückhaltend annehmen oder sogar skeptisch sehen.
So shoppt der Deutsche
Da wir in Deutschland also mutmaßlich noch etwas warten müssen, bis ein Miniroboter die Einkäufe vor die Haustür bringt, war für das Publikum eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lage des Convenience-Geschäfts an Tankstellen besonders interessant.
Die Besucherhäufigkeit an Tankstellen allgemein und der gezielte Shopbesuch ist im Vergleich zu 2016 rückläufig. 57 Prozent der Shopkäufer kommen laut Graul zum Tanken in die Tankstelle, als zweitwichtigsten Grund gaben 45 Prozent der Befragten an, dass sie die Station aufsuchen, um Snacks oder Getränke einzukaufen. Die Zahl sank in den letzten Befragungen von 63 Prozent im Jahr 2014 auf 46 Prozent im Jahr 2016. Zudem bewerten die Kunden die Preise im Shop zunehmend kritisch.
Immerhin: Der Impulskauf in den Shops für Snacks ist gestiegen, bei den Getränken hat der Wert im Vergleich zu 2016 nur leicht abgenommen. Das heißt: Diejenigen, die in der Tankstelle sind, kaufen impulsiver und lassen sich von Platzierungen und Promotions überzeugen.
Nach wie vor kaufen Kunden meist nur eine Warengruppe, Kombikauf findet kaum statt, sagte der Experte von Bormann & Gordon.
Interessant ist außerdem, welche Warengruppe für den Shopper interessant sind: Eine große Auswahl an gekühlten Getränken ist den Kunden zunehmend wichtig. Hier stieg der Wert innerhalb von zwei Jahren um drei Prozent, nämlich auf 82 Prozent. Dagegen nahm die Bedeutung einer großen Auswahl an herzhaften Snacks im Backshop um 10 Prozent auf 46 Prozent und die Bedeutung von warmen Speiseangeboten wie Burger und Hot Dogs um vier Prozent auf 18 Prozent im Vergleich zu 2016 ab. Aus diesem Grund muss man laut Referenten darüber nachdenken, was man an Tankstellen anders machen sollte, um den Abwärtstrend umzukehren.
Handlungsbedarf besteht insofern deshalb, weil die Konkurrenz nicht schläft. Insbesondere Bäckereien und Discounter versuchen beim Thema Backshop zu punkten, sodass sich zunehmend Kunden für den Unterwegsverkehr für diese Anlaufstelle entscheiden.